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Die Geheimnisse des Bergstammes
Alexandr Kartsev (www.kartsev.eu)
Статья "Секреты горного племени" переведена на немецкий язык очаровательной Татьяной Пономаревой
Im Nordwesten Pakistans liegt die Hochgebirgsregion Chitral, welches früher als Kafiristan - Land der Ungläubigen - bekannt war. Unter den Einheimischen sind hier Menschen mit blondem Haar und blauen Augen keine Seltenheit, was für Zentralasien ein Phänomen ist. Die Kalaschen sind ihrem Glauben nach Heiden und somit Anhänger des Polytheismus. Manche sind der Meinung, dass diese Volksstämme Nachkommen der Soldaten Alexander des Grossen (Alexander von Mazedonien) sind und viele Menschen in dieser Region behaupten und wünschen sich dies auch, aber nur auf wenige trifft es zu.
Nach der „Predigtkampagne“ von Emir Abd al-Rahman Khan im Jahre 1895 hat eine Reihe von Volksstämmen ihren eigenen Glauben verloren. Einige wurden praktisch ausgelöscht. Nur ein kleiner Teil von ihnen siedelte in den Nordosten Afghanistans um, wo sie bis heute ihr Leben versteckt vor neugierigen Augen führen.
Seit der Nazi-Machtübernahme in Deutschland kamen die Gesandten von Hitler und Himmler öfters hierher. Nach Ansicht einiger erweckte das Problem der Rassenreinheit ihr Interesse. Diese Reisen hatten tatsächlich ideologischen und esoterischen Hintergrund, aber auch einen ganz praktischen Zweck. Wie viele andere Herrscher, war auch Hitler auf der Suche des Geheimnisses der Langlebigkeit.
In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, nach meinem Wehrdienst, der in unserem Land damals als "international" bezeichnet wurde, hatte ich Gelegenheit, diese Gegend zu besuchen. Dort in Afghanistan wurde mir großes Glück zuteil, mit einer der erstaunlichsten Persönlichkeiten zusammen zu arbeiten. Sein Name war Schafi. Soweit ich weiß, wurde er irgendwo im Nordwesten Pakistans geboren. Später zogen seine Eltern nach Afghanistan um und schickten ihren Sohn nach Oxford. Nach dem Abschluss der Oxforder Universität arbeitete Schafi mehrere Jahre in Japan und China. Danach unterrichtete er am Polytechnischen Institut in Kabul. Aber nach dem Tod seiner Frau verließ er Kabul und siedelte sich in einem Kischlak (kleines Dorf) in der Nähe von Bagram an. Dort haben wir uns kennen gelernt und dort erfuhr ich auch die Geschichte seines Stammes.
Während dieser 26 Monate unserer Zusammenarbeit ist Schafi zu meinem Freund und Lehrer geworden. Dies alles ist detailliert in meinem Roman ‚Die Seidenstrasse’ beschrieben.1
Ich werde über einige interessante Traditionen berichten, welche sich in Schafis Sippe ereignet haben und die für jeden einzelnen von uns nützlich sein können.
Ich fange mit dem wichtigsten an. Den Kindern. Es war üblich, dass sechs Monate vor der Geburt des Kindes der werdende Vater zum Vaterschaftsurlaub geschickt wurde. Er wurde in dieser Zeit nicht mit auf lange Reisen und gefährliche Expeditionen genommen (die Kalaschen kontrollierten die alte Seidenstraße und konnten für ein Zehntel der Ware den Schutz und Begleitung der Karawanen gewährleisten). Seiner Ehefrau beim Haushalt zu helfen und dem zukünftigen Kind die Märchen, Legenden und Sitten seines Stammes zu erzählen, gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den Pflichten des werdenden Vaters. Schon im Bauch seiner Mutter sollte das Kind hören, er oder sie sei sehr gewünscht und erwartet; man hoffe, für die Zukunft würde er oder sie die Eltern unterstützen.
Natürlich kam solch ein Kind gesünder auf die Welt - all diese Monate machte sich seine Mutter keine Sorgen, ob ihr Mann noch am Leben sei oder nicht, er war in ihrer Nähe. Das Kind war begabter (versuchen Sie Ihren Kindern Märchen vor zu lesen; Sie werden bald den Unterschied merken). Es war auch gehorsamer und hatte mehr Verständnis für seine Eltern, denn ihre Stimmen waren ihm noch vor der Geburt bekannt.
Auch die Massage gehörte bei Kalaschen zur Familientradition. Fast jeden Tag (besser gesagt, jede Nacht) massierten sich die Ehepartner gegenseitig. Dadurch wurden viele Probleme, wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Cellulitis bei Frauen und Prostatitis bei Männern und auch viele andere Krankheiten auf Dauer aufgeschoben. Man sollte auf diese Tradition besonders aufmerksam machen, denn bei uns in Russland ist sie schon längst verloren gegangen. Dabei ist sie unersetzbar. Früher oder später werden diese Krankheiten jeden von uns erwischen. Je später, desto besser.
Die Grundlage für das bei diesem Volksstamm bestehende Erziehungs- und Ausbildungssystem von Jugendlichen bezieht sich auf die Prinzipien des Tai-Do. Es kann sein, dass diese Bezeichnung bei den Einheimischen etwas anders lautete. Die Idee war einfach und umfasste drei Bereiche: die Massageausbildung, die Kampfkunst (die sowohl den Mädchen auch als auch den Jungen beigebracht wurde) und die Heilmethode selbst.
Die Heilmethode war für uns von besonderem Interesse. Das Konzept des Weges war kennzeichnend für diese Methode (und auch generell sehr typisch für die Heilsleere des fernen Osten).
Auf Bitte meiner Patienten hin, habe ich ein wenig dessen Inhalt derzeitigen Umständen und Möglichkeiten angepasst.
Der Weg wird in der Tai-Do Heilsleere als eine Einheit von neun primären und unendlich vielen sekundären Pfaden dargestellt.
Jeder Pfad kann zur Heilung führen, er kann einen aber auch in den undurchdringlichen Dschungel bringen, wo man die Sonne und die Richtung aus der Sicht verliert und daran zugrunde geht. Nur der Weg vereinigt alle Pfade und kann zum ausgewählten Ziel bringen.
Der erste Pfad heißt Affenpfad. Er bezieht sich auf Bewegung, Gymnastik, Turnstunden, Morgengymnastik, physische Tätigkeit oder nicht intensive physische Aktivität, die nach jeder Stunde der Sitzarbeit ausgeführt wird.
Der zweite Pfad heißt «zwischen den Felsen». Er ist mit statischen Übungen für die Stärkung der Bänder und Sehnen verbunden, bei denen die Atmungsüberwachung vorausgesetzt ist.
Der dritte Pfad heißt Zuckerrohrpfad. Er gründet sich auf Dekompressionsbewegungen zur Wirbelsäuledehnung, zum Beispiel beim Schwimmen oder Handzucken. Wenn Sie aber kein Reck oder Schwimmbad in der Nähe haben, gewöhnen Sie sich an, nach dem Aufstehen sich zu strecken. Es ist sehr angenehm und gesund. Vergessen Sie auch nicht, jeden Morgen unbedingt mit einem Lächeln zu beginnen. Das Zuckerrohr lächelt immer, wenn es sich zur Sonne streckt.
Der vierte Pfad heißt Lianenpfad. Er umfasst Flexibilitätsübungen und Biegungen in verschiedene Richtungen, einschließlich der Biegungen, die gleichzeitig mit Kniebeugen ausgeführt werden.
Der fünfte Pfad heißt Wandererpfad. Man empfiehlt jeden Tag zwei bis drei Kilometer zu Fuß zu gehen. Übrigens, Spazierengehen dient den Männern als Prostatitisvorsorge und schützt Frauen vor vielen Frauenkrankheiten. Zudem befinden sie sich an der frischen Luft und können schöne Aussichten und Ihre Lieblingsplätze genießen.
Der sechste Pfad ist der Mondespfad. Hier geht es ums Tanzen. Mindestens zweimal pro Woche. Tanzen Sie alleine zu Hause oder finden Sie andere passende Plätze und tanzen Sie mit Ihrem Partner.
Der siebte Pfad heißt Sonnenpfad. Die Sonne blickt nicht nur in Ihre Fenster hinein, sondern auch in die Fenster Ihrer Freunde. Nehmen Sie dieses Beispiel und besuchen Sie Ihre Freunde. Beim Besuch werden Sie sicherlich zu Tisch eingeladen. Sie werden dort die gleichen Dinge wie zu Hause essen. Aber sie werden ein wenig anders schmecken, da sie anders zubereitet worden sind. Diese neuen Gerichte erweitern das Spektrum von Mikronährstoffen in ihrem Organismus und sichern somit ihre Gesundheitsreserven. Zudem hebt dies das auch Ihre Laune und die Ihrer Freunde.
Der achte Pfad heißt Storchpfad. Treffen Sie sich mit Ihrer/Ihrem Geliebte(n) und lieben Sie einander. Hier könnten übrigens Ihre Massagefähigkeiten von Nutzen sein.
Der neunte Pfad ist der so genannte Drachenpfad. Der Drache hat drei Köpfe: das Licht, das Wasser und die Luft. Sie sollten zu Ihren Begleitern werden. Versuchen Sie soviel, als möglich Zeit draußen zu verbringen. Vergessen Sie nicht, jeder Mensch braucht unbedingt Sonnenlicht. Seien Sie öfter am Wasser. Man kann sich auch baden, oder duschen, oder einfach die Hände waschen oder fließendes Wasser beobachten. Lassen Sie Ihre Teetasse morgens zu einem kleinen See werden. Es kann sein, dass Sie in diesem See kein Spiegelbild des Mondes und der Sterne sehen werden. Sie können aber sicher sein, dass die Wasseroberfläche in diesem See immer ruhig ist. Sie brauchen nur sich selbst zu beruhigen. Und die richtige Atmung lernen (mehr ausführlich sind all diese Pfade in meinem Märchen "Der Drache namens Jana "beschrieben.)...
In der Tai Do Lehre wird auch der Begriff ‚Niten’ („die zwei Himmel“, ursprünglich aus dem Japanischen für „die 2 Himmel“) sehr oft benutzt. Er vertritt die These, dass es keinen einzig richtigen Weg gibt. Im Leben der Kalaschen ist diese Auffassung/Lehre auch sehr verbreitet.
Es ist kein Geheimnis, dass Menschen mit einem Lebensziel es einfacher haben/ Es ist kein Geheimnis, dass Menschen, die ein Lebensziel haben, es einfacher haben. Sie gehen ihren Weg, sie wissen die Richtung und sie folgen dieser Richtung.
Was wird aber aus denjenigen, deren Orientierungspunkte wegen Gesundheitsproblemen, Unannehmlichkeiten im Privatleben oder auf der Arbeit „weggespült“ sind? Bei denen das Lebensziel selbst verloren ist?
Sie dürfen weiter gehen. Vielleicht gehen sie ihren Weg auf einem anderen Pfad weiter (das ist die Grundidee von „Niten“). Denn hinter einer Kurve können sie auf Neues, auf neue Möglichkeiten treffen. Sonne und Regenbogen - fröhliche Erlebnisse und neue Ziele erwarten sie.
Das Wichtigste ist, dass sich dank der Tai Do Heilmethode und der Massagetradition innerhalb der Familie die durchschnittliche Lebensdauer in Schafis Sippe verdoppelt hat im Vergleich zu den Nachbarstämmen. Sie stimmen mir doch zu, dass dies nicht wenig ist, nicht wahr?
Es scheint mir, dass heutzutage die Langlebigkeit kein besonderes Geheimnis mehr ist. Man kann nur an seiner eigenen Persönlichkeit arbeiten und danach streben, sich kontinuierlich selbst zu verbessern.
Um dies zu begreifen, brauchte ich mehr als 20 Jahren. Doch diese Jahre sind nicht verloren, denn ich habe sie der Suche des Gesundheits- und Schönheitserhaltes, sowie der Langlebigkeit gewidmet. Der Suche, zu der mich mein Lehrer Schafi vor vielen Jahren bewog.
Übersetzt von Tatiana Ponomareva